Sicher unterwegs: Erste Hilfe bei Motorradunfällen – Die richtige Vorgehensweise

Es stellt sich oft als schwierige Lage heraus, wenn man als Erster am Unfallort ankommt und einen stark verletzten Motorradfahrer vorfindet. Es gibt keine anderen Personen in der Nähe, und es ist schon eine Weile her, seit Sie Ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben. Dennoch ist es wichtig, keine Zeit zu verlieren – zögern Sie nicht und bieten Sie Hilfe an! Hier erfahren Sie, wie Sie systematisch Erste Hilfe bei einem Motorradunfall leisten können.

Motorradfahren ist für viele Menschen nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch eine Leidenschaft. Leider gehen damit auch Risiken einher, und es ist wichtig, im Falle eines Unfalls schnell und richtig handeln zu können. Wir haben für Sie zusammengestellt, wie Sie effektive Erste Hilfe bei Motorradunfällen leisten können und welche Schritte dabei zu beachten sind.

Vorgehensweise

Grundlegendes: Sicherheit an erster Stelle

Bevor Sie sich dem Verletzten nähern, ist es entscheidend, die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Stellen Sie sicher, dass der Motor ausgeschaltet ist und sich keine Gefahrenstellen in unmittelbarer Nähe befinden. Ziehen Sie, wenn möglich, eine Warnweste an, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.

Notruf absetzen

Wählen Sie umgehend den Notruf (112) und schildern Sie klar und ruhig die Situation. Geben Sie den genauen Unfallort an und beschreiben Sie die Anzahl der Verletzten sowie den Schweregrad der Verletzungen. Bleiben Sie am Telefon, um eventuelle Rückfragen zu beantworten.

Absichern der Unfallstelle

Um weitere Unfälle zu vermeiden, sollten Sie versuchen, die Unfallstelle abzusichern. Verwenden Sie Warnblinker, Warndreieck und gegebenenfalls Warnleuchten, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen und den Verkehrsfluss zu lenken.

Erste Hilfe leisten

"Ein Motorradfahrer, der nach einem Unfall weiterhin seinen Helm trägt, befindet sich wahrscheinlich in einem kritischen Zustand", erklärt Simon Schöbel von ADAC gelbhilft. In den meisten Fällen wird ein unverletzter Motorradfahrer seinen Helm eigenständig abnehmen. Wenn der Helm jedoch weiterhin auf dem Kopf sitzt, besteht wahrscheinlich mindestens ein Schock und somit die Gefahr eines Kollapses der betroffenen Person.

Liegt der Motorradfahrer noch am Boden, gehen Sie wie folgt vor

Heben Sie das Visier an, sprechen Sie den Verletzten an und geben Sie ihm sanfte Rüttelbewegungen an beiden Schultern. Falls keine Reaktion erfolgt, rufen Sie laut um Unterstützung, um die Aufmerksamkeit von Menschen in der Umgebung zu erregen. Dann beginnen Sie mit der Helm-Abnahme.

 

Die Helmabnahme – das richtige Vorgehen

Vorbereitung

Bemühen Sie sich darum, im Helm ausreichend Raum zu schaffen. Entfernen Sie jegliche Schals, Halstücher oder ähnliche Gegenstände, die sich leicht lösen lassen. Öffnen Sie den Verschluss am Kinnriemen. Bei einem Klapphelm sollten Sie die Kinnpartie nach oben kippen. Bei Integralhelmen nehmen Sie den Kinnschutz ab, und bei einigen neueren Modellen (siehe unten) können auch die Wangenpolster an beiden Seiten des Helms entfernt werden.

In den meisten Fällen sind die Stellen, an denen sich etwas öffnen oder herausnehmen lässt, durch rote oder gelbe Markierungen gekennzeichnet. Deshalb lautet die Devise: "Nutzen Sie alles, was bunt ist", erläutert Simon Schöbel. Platzieren Sie den Helm anschließend möglichst gerade, also im 90-Grad-Winkel zum Boden, damit die Öffnung maximal erweitert ist und der Kopf des Verletzten sich in einer geraden Position befindet.

Helmabnahme – aber behutsam!

m besten Fall sind Sie jetzt zu zweit, aber falls notwendig, versuchen Sie auch allein, den Helm behutsam zu entfernen. Sollten Sie allein handeln, knien Sie sich ans Kopfende und ziehen Sie den Helm behutsam in Ihre Richtung, bis Sie mit einer Hand den Hinterkopf des Verunfallten stabilisieren können. Entfernen Sie dann vorsichtig den Helm und legen Sie den Kopf des Motorradfahrers sanft ab

Wenn Sie Unterstützung haben, gehen Sie zu zweit vor. Ein Helfer positioniert sich hinter dem Kopf des Unfallopfers, um ausreichend Freiraum zu schaffen. Falls der Verletzte eine Brille trägt, wird sie vom Helfer abgenommen. Anschließend spreizt er den Helm mit beiden Händen an den Seiten, links und rechts des Unterkiefers, so weit wie möglich auseinander. Nun beginnt er behutsam, den Helm nach oben zu ziehen, in Richtung seines eigenen Körpers.

Helfen Sie möglichst zu zweit

Der zweite Helfer positioniert sich seitlich zum verletzten Motorradfahrer. Mit beiden Händen folgt er behutsam dem Verlauf des Unterkiefers und bewegt sich dabei im gleichen Tempo wie der andere Helfer, der den Helm nach oben zieht. Sobald er am Ende des Unterkiefers angelangt ist, sollten seine Daumen oberhalb der Ohren liegen, während die übrigen vier Finger jeder Hand den Hinterkopf stützen.

Überprüfung der Atmung und Bewusstlosigkeit

Nachdem der zweite Helfer den Helm erfolgreich entfernt hat, legen Sie den Kopf des Verunfallten behutsam ab. Ein Helfer kann nun den Notruf für die Rettungskräfte tätigen, während der andere die Atmung des Betroffenen überprüft. Hierzu strecken Sie leicht seinen Hals über, beugen sich mit dem Ohr dicht über Nase und Mund des Motorradfahrers, und richten Ihren Blick auf den Brustkorb. Gleichzeitig kontrollieren Sie, ob Sie sehen können, wie sich der Brustkorb hebt und senkt, ob Atemgeräusche wahrnehmbar sind und ob Sie einen Luftzug von der Atmung auf der Wange spüren. Falls alle Anzeichen positiv sind, bringen Sie den Verletzten bei Bewusstlosigkeit in die Seitenlage. Sollten Sie keine Anzeichen für eine Atmung feststellen, beginnen Sie umgehend mit den Wiederbelebungsmaßnahmen.

Fazit

Erste Hilfe bei Motorradunfällen erfordert schnelles und überlegtes Handeln. Die richtige Vorgehensweise kann nicht nur die Überlebenschancen des Verletzten erhöhen, sondern auch die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten. Als verantwortungsbewusster Motorradfahrer sollten Sie daher nicht nur Ihre Fahrtechnik im Blick haben, sondern auch die grundlegenden Maßnahmen der Ersten Hilfe beherrschen. Sollte Ihr Interesse geweckt worden sein, einen Erste Hilfe Kurs zu besuchen, so finden Sie alle Termine hier: https://adac-gelbhilft.de/erste-hilfe-kurse.html

ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall

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Im ADAC Notfallpass liegen diese Daten sicher verschlüsselt, damit sie bei einem Verlust des Smartphones nicht in falsche Hände gelangen. Der Notfallpass kann in die Rettungskette integriert werden. Im Notfall kann er von den Rettungskräften gescannt und ausgelesen werden. Im Zuge einer Weiterbehandlung im Krankenhaus können die Daten der entsprechenden Klinik zur Verfügung gestellt werden. Jetzt Notfallpass erstellen und downloaden